Lebensberater oder Psychologe?
Berufsrettung oder freiwilliger Rettungsdienst?
Freiwillige oder Berufs Feuerwehr?
Psychologe oder Lebensberater?
Wen suchen wir auf, wenn wir Hilfe brauchen und von wem werden wir sie annehmen?
Was, wenn überhaupt, ist der Unterschied? Die Antwort auf diese Frage ist eine, die wir zwar objektiv suchen können, die aber über den Suchenden mehr aussagen wird, als über den Hilfeleistenden.
Die Frage ist also gar nicht, was der Unterschied zwischen Psychologe und Lebensberater ist. Die Frage ist, warum wir suchen und wem wir das Vertrauen schenken, uns zu helfen und wie diese Hilfe aussehen soll.
• Das Vorurteil, das sich leider häufig zu bestätigen scheint, ist, dass Psychologen „nur“ Diagnosen stellen, nicht wirklich helfen (können). Von Ihren Klienten hören wir häufig, sie hätten Jahre in einer Therapie verbracht, aber einer konkreten Lösung nicht einen Schritt nähergekommen.
• Das Vorurteil, dass sich leider häufig zu bestätigen scheint, ist, dass Lebensberater nicht wissenschaftlich begründet arbeiten, dass ihre Hilfe nichts weiter sei als eine persönliche Meinung, die eher einem Gespräch mit einem Freund, als echter psychologischer Hilfe nah kommt. Von ihren Klienten hören wir häufig, dass die Sitzungen zu esoterisch seien und eben einer wissenschaftlichen Grundlage entbehren.
Der „Krieg um Klienten“ der auf diese Weise entsteht, schadet beiden Berufsgruppen mehr, als er jemals helfen könnte. Ein Kleinkrieg, der in diesem Sinne auch alle anderen Berufsgruppen heimsucht, die oben erwähnt wurden.
Mitglieder der Berufsfeuerwehr schauen häufig auf die der freiwilligen herab. Immerhin hat man professionell gelernt, den Beruf auszuführen und macht den ganzen Tag quasi nichts anderes als den Notfall zu trainieren. Teilnehmer der freiwilligen Feuerwehr beäugen die der Berufsfeuerwehr immer mit einem Schmunzeln. Immerhin hat man auch einen anderen Beruf erlernt, dessen Erfahrung man im Notfall einsetzen kann. Zwar mag man nicht die gleiche Ausbildung zum Feuerwehrmann durchlaufen haben, gleicht das jedoch mit dem sehr persönlichen Willen und Beweggrund aus, der einem zu diesem Berufsfeld geführt hat.
Für den einen ist es ein Job, für den anderen eine sehr persönliche Entscheidung. Salopp kann man vielleicht sagen, der eine muss, der andere will. Dafür könnte man auch sagen, der eine kann, der andere macht. Ist das unfair? Ja. Ist es wahr? Ja.
Der wahre Unterschied also, zwischen Psychologen und Lebensberatern ist gerade hier zu finden.
Beide Personen wollen ihren Klienten ohne Frage die beste Hilfe zukommen lassen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegt.
Welche Möglichkeiten sind das aber?
• Psychologen haben den unbestrittenen Vorteil ihre Materie studiert und damit einen unikaten Blick auf ihr Tätigkeitsfeld zu haben. Sie haben Statistiken gelernt, aus denen sie Wahrscheinlichkeiten über die verschiedenen Krankheitsbilder ableiten können. Somit können sie diagnostizieren. Das ermöglicht es einem Klienten verschiedene andere Wege einzuschlagen, wenn diese Diagnose von Nöten ist, mit dem Nachteil eines größeren Schadens, wenn diese nicht von Nöten ist und missbraucht wird – ob vom Klienten selbst, dem sozialen Umfeld, oder anderen Hilfskräften die ein Klient nachher noch aufsuchen wird.
• Lebensberater haben den unbestrittenen Vorteil, sich nicht auf eine bestimmte Fachrichtung und damit einem bestimmten Blick auf ihr Tätigkeitsfeld einschießen zu müssen. Sie können viele verschiedene Techniken lernen und ihren Klienten so verschiedene Lösungsansätze bieten.
• Coaches (= Lebensberater) haben sich aus ganz privaten, persönlich oft sehr emotionalen Gründen für diesen Beruf entschieden und bringen so sehr viel Lebenserfahrung und Expertise in anderen Berufsgruppen zum Einsatz.
• Lebens u.-Sozialberater können bzw. dürfen nicht diagnostizieren, gehen aber oft längere und, ja, vielleicht verschnörkeltere Wege zum Ziel des Klienten.
• Psychologen/Psychotherapeuten erkennen oft das Thema des Klienten, können aber nicht in dieser Weise helfen – dafür hat dieser am Ende einen Namen für das Problem – ein anderer Psychologe/Therapeut weiß, was ihm fehlt und kann dort ansetzen wo der andere seine Arbeit einstellen musste.
• Die Gefahr, die bei einer psychologischen Beratung entsteht kann also sein, dass der Klient zu wissenschaftlich gesehen wird, das Problem sozusagen „verkopft“ wird.
• Die Gefahr, die in einem Coach entsteht, kann sein, dass man allzu sehr emotional mit dem Klienten verbunden ist und keinen professionellen Abstand zu halten im Stande ist.
Sie sehen, lieber Leser – beide Berufsgruppen: die „professionellen“ und die „freiwilligen“ haben beide ihre Berechtigung, ihre Vorteile, ihre Nachteile und sie werden auch ständig gleichen Vorurteilen unterliegen.
Über Psychologen/Psychotherapeuten werden wir wahrscheinlich noch lange hören, dass diese zu wenig Empathie zeigen, es ihnen nur ums liebe Geld geht und sie ihre Klienten jahrelang um den heißen Brei reden lassen.
Über Lebensberater/Coaches werden wir ebenso lange hören, dass man diese Ausbildung in kürzerer Zeit (im Vergleich zu einem Psychologiestudium oder Psychotherapieausbildung) abschließen kann – sie also gar nichts wert sein kann, sie deswegen nicht professionell und wissenschaftlich arbeiten können, zu nah an ihren Klienten sind und sich emotional und empathisch zu sehr in die Geschichte verstricken lassen und dabei den Fehler begehen zu „retten“ anstatt zu helfen.
Wie Sie sehen, lieber Leser, schließt sich hier der Kreis:
Die Frage war tatsächlich nie, was den Unterschied vom einen zum anderen ausmacht, denn am Ende wird es dem Unfallopfer herzlich egal sein, ob ein Feuerwehrmann, oder ein freiwilliger Helfer es ist, der es aus dem Umfallauto schneidet. Es wird einem egal sein, ob ein freiwilliger Helfer, oder ein studierter Medizinier die Erste-Hilfe leistet, wenn man einen Herzinfarkt erleidet.
Der Unterschied, den wir suchen finden wir nicht im Vergleich zwischen diesen Berufsgruppen, wir finden ihn in uns:
Wieso suchen wir Hilfe, wieso brauchen wir Hilfe, was wollen wir mit der Hilfe erreichen?
Stellen wir uns diese Fragen finden wir Antworten, die uns auf der Suche nach dem richtigen Helfer behilflich sein werden und uns in vertrauenswürdige Hände geleiten.
Suchen wir den Unterschied zwischen den beiden Berufsgruppen werden wir wahrscheinlich das Vertrauen in beide verlieren, uns nicht trauen Hilfe anzunehmen, dann nicht an unserem Problem arbeiten – oder nur mit uns selbst, statt eine Außenwahrnehmung und damit einen Perspektivenwechsel ein zuleiten.
Ihr Weg zum/zur diplomierten Lebens- und SozialberaterIn
Fotocredits: canva